Müdigkeit ist der Schmerz der Leber - von EMS und AMS

Stoffwechselstörungen belasten den Organismus auf mehreren Ebenen. 

 

Bei den Pferden ist es das Equine Metabolische Syndrom (EMS), beim Esel spricht man vom Asinen Metabolischen Syndrom (AMS). Auch bei Cushing entgleist der Stoffwechsel.

 

EMS / AMS ist hormonell bedingt und betrifft vorwiegend, doch nicht ausschliesslich, dicke Tiere. EMS / AMS ist immer eine Insulindysregulation, entweder als überschiessende Insulinreaktion oder als Insulinresistenz.

 

Bei der Insulinreaktion ist die Ursache Fütterungsbedingt, es fällt plötzlich mehr Blutzucker an - wenn beispielsweise Zusatzfutter (z.B. Getreide, Obst) vor Grundfutter (Heu, Stroh, Gehölz, Gras) gefüttert wird. Das ist ein Kardinalsfehler.

 

Bei der Insulinresistenz ist die permanente Überversorgung mit Kohlenhydraten und Fett sowie Bewegungsmangel die Ursache. Diese Form ist vergleichbar mit Diabetes Typ 2 beim Menschen. 

Leider wird dieses Problem zu oft nicht früh genug wahrgenommen und Gegensteuer gegeben. Dies wäre die günstigste Form der Behandlung für Tier und Besitzer. Denn in der Wildnis gibt es keine Moppelponys, Dickerchen und wie die Tiere teilweise vermeintlich "zärtlich" genannt werden. "Der ist halt "Barock" ...

 

Von Übergewicht spricht man, wenn die Abweichung vom gesunden Körpergewicht 10-20% übersteigt. Was jedoch nicht als unproblematisch angesehen werden kann!

Adipös (also krankhaft übergewichtig) ist das Tier wenn das gesunde Körpergewicht um 20% und mehr überschritten wird. Dann ist das Tier nicht mehr reitbar und nicht mehr leistungsfähig ohne Schaden zu nehmen. Eine Gewichtsreduktion muss sein, besser bevor es zu Einschränkungen und Leid kommt. Die Rationsberechnung, entsprechende Fütterung und das regelmässige Wägen im Frühling und Herbst sind gute Überwachungsinstrumente.

 

Leistungsabfall, Blähungen, Koliken, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Fühligkeit - alles Symptome/Komplikationen im Zusammenhang mit EMS / AMS, die auch als Vorboten einer Hufrehe anzusehen sind. Auch schlecht heilende Wunden und Infektionsanfälligkeiten sollten hellhörig machen.

 

Die Blutwerte erhöhen sich: Triglyceride, Insulin, Glucose (diese kann auch bei Stress erhöht sein). Diese Stoffwechselparameter werden zusammen mit den Leberwerten und dem Insulinspiegel betrachtet. Auch Cholesterin ist ein Parameter zur Diagnose. 
Auch wenn Cholesterin benötigt wird zur Stabilisierung der Zellmembranen, als Baustein für Hormone und Gallensäuren, führt ein dauerhafter Überschuss zu schweren Erkrankungen!

 

Schwitzen, trinken, Energielosigkeit, Kraftlosigkeit, Polster an Mähnenkamm, Schulter und Kruppe, Fühligkeit sind Symptome. Die Tiere fangen irgendwann an, klamm zu gehen. 
Beim Esel ist die Fettpolsterverteilung nicht regelmässig wie beim Pferd. Man sieht die Polster einfacher und früher als beim Pferd, weil es keine gleichmässige Verteilung gibt.
Die Fettmenge, welche man "auf" dem Tier sieht, befindet sich in gleicher Menge auch im Inneren des Körpers. Dieses innere überschüssige Fett packt Organe und Muskeln ein, es wird eng. Die Organe können ihre Funktionen nicht mehr richtig ausüben, die Lunge beispielsweise kann sich nicht mehr ordentlich mit Luft füllen, weil nicht mehr genügend Platz da ist. Das Herz muss Höchstarbeit leisten, weil ihm das Fett den Platz streitig macht usw.

 

Hat das Pferd oder der Esel einen schlechten Fellwechsel, lockiges Haar das immer länger wird, schwitzt und trinkt das Tier mehr kann es auch in Richtung Cushing gehen. Ist es (noch) nicht sicher, in welche Richtung sich die Problematik entwickelt, kann der TRH Simulationstest als Diagnosewert für die Früherkennung herangezogen werden. 

 

Muss das Tier abspecken ist das oft ein schwieriges Unterfangen und braucht viel Einsatz und Einfühlungsvermögen vom Tierhalter. Rationsberechnung und entsprechend füttern ist dabei der einfachste Teil. Geht ein Tier fühlig, kann das Tier mit Hufschuhen unter Umständen trotzdem bewegt werden - was ja wünschenswert wäre zur Unterstützung beim Gewichtsverlust und damit es (gerade beim Esel) noch etwas fressen darf. Der Esel benötigt von Natur aus nur etwa 50%-75% der Futtermenge eines gleich grossen und gleich schweren Ponys - das ist nicht viel. Trotzdem möchte er sich mit Futter beschäftigen, denn auch in seinem Habitat verbringt der Esel, wie das Pferd rund 2/3 der Zeit mit Futtersuche. 

 

Es ist keine Lösung, das Tier auf "friss-die-Hälfte" zu setzen, weil dann die Fettreserven zu schnell mobilisiert werden. Die Leber - selber ja auch angeschlagen - kann diese Fettanflutung im Blut  nicht bewältigen und es droht die Hyperlipämie. Diese Anflutung von Fett im Blut birgt eine tödliche Gefahr.

 

Ist die Hufrehe da, ist dies für das Tier mit sehr grossen Schmerzen verbunden. Es macht freiwillig keinen Schritt mehr. Hier wird es dann wirklich und endgültig fies für das Tier.
Für eine Weile sind Tierarzt und Schmerzmittel treue Begleiter und die Kosten und der persönliche Einsatz für den Liebling einiges höher / grösser als wenn man dem Tier die Liebe nicht über das Futter zukommen lässt.